Happy anniversary – 2 Monate Weltreise

Kaum zu glauben, dass wir jetzt schon zwei Monate unterwegs sind. Irgendwie ist auf der einen Seite so viel passiert, aber andererseits liegt noch so viel Zeit vor uns. Ich möchte gerne kurz innehalten und euch aus meiner Sicht ganz ehrlich berichten, wie es sich anfühlt, auf Weltreise zu sein, was mir schwer oder leicht fällt und was ich aus den letzten Wochen gelernt habe.

Reiseplanung – so machen wir’s (bis jetzt)

Wir hatten uns ja gegen ein Around-the-world-Ticket und für eine flexible Planung unserer Route entschieden. Das sollte uns ermöglichen, mal irgendwo länger oder kürzer zu bleiben, wenn uns danach ist. Im Moment buchen wir immer einen Weiterflug, bevor wir in ein Land einreisen. Ich hatte nämlich gelesen, dass es manchmal zu Problemen mit dem Visum kommen kann, wenn man an der Grenze nicht vorzeigen kann, zu welchem Zeitpunkt man wieder aus dem Land ausreisen wird. Bis dato wurden wir allerdings nur ein Mal bei der Ausreise aus Seoul nach der Weiterreise gefragt. Ansonsten war das alles total easy.

Reiseplanung in Hongkong
Reiseplanung in Hongkong

Bei der Planung übernehme ich meistens den groben Teil. Das heißt, ich recherchiere, was man so alles in einem Land machen kann, wo man hinreisen sollte und wie man von A nach B kommt. Marc ist dann für das Feintuning verantwortlich. Er findet für uns die schönen Plätze in einer Stadt, die außergewöhnlich guten Restaurants und überlegt sich einen Tagesablauf.
Im Grunde genommen, ist es total gut sich somit die Arbeit aufzuteilen. Trotzdem gibt es Momente, in denen wir uns genau diese Arbeitsteilung vorwerfen oder einer von uns eine andere Vorstellung von Reisetempo oder Tagesplanung hat. Dann knirscht es schon mal gewaltig in der Reisemaschinerie. Manchmal liegt es aber auch einfach daran, dass wir lustlos sind und die Verantwortung auf den anderen abschieben wollen.

Gepäck

Wir sind immer noch zufrieden mit unseren 45 Liter Rucksäcken. Unsere Kleidungswahl hat sich auch als sehr praktisch herausgestellt. Natürlich tragen wir dauernd die gleichen Outfits, aber es ist angenehm, mir keine Gedanken machen zu müssen, was ich heute anziehe. Ein wahres Wunder verbringen unsere Merino T-Shirts. Dank der Merino-Wolle miefen die Shirts nicht, egal wie viel man schwitzt. Das ist v.a. an Reisetagen eine wahre Wohltat, an denen wir unsere Rücksäcke in der Hitze von A nach B tragen und dann noch stundenlang in irgendwelchen Transportmitteln sitzen. Eine absolute Empfehlung sind auch unsere Kompressions-Beutel. Sie haben zwei Reißverschlusssysteme, womit man die Füllmenge vergrößern kann. Wenn alles darin verstaut ist, zieht man den zweiten Reißverschluss zu und komprimiert somit den Inhalt. Manche Dinge haben wir allerdings noch fast gar nicht benutzt: lange Jeans, dicke Pullis, mein Halstuch oder das tolle Schachspiel. Mal sehen, ob wir die nicht bald loswerden.

Packexperte
Packexperte

Perfektioniert haben wir unsere Technik-Ausstattung. Wir hatten in Japan ein Mifi-Gerät gekauft, das wir in jedem Land mit einer SIM-Karte ausstatten. Somit können wir beide Internet nutzen. Unsere Power-Bank haben wir jeden Tag im Rucksack dabei und wenn das Handy, das Mifi-Gerät oder die Kamera mal ein bisschen schwach auf der Brust sind, dann werden sie ganz einfach unterwegs aufgeladen.

Ständig auf Achse

Es ist wunderbar, dass wir uns dieses Jahr nehmen können, um Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen. In den zwei Monaten haben wir bereits 4 Länder und 14 Städte bereist – Wahnsinn. Aber es ist auch nicht immer alles rosig, wenn man so lange unterwegs ist. Nicht selten sind wir von den vielen Eindrücken vollkommen überreizt. Sich ständig neu orientieren zu müssen, wie es in einem Land oder in einer Stadt funktioniert, fällt uns mal leichter, mal schwerer. Und dann kann es natürlich auch passieren, dass es uns irgendwo besonders gut gefällt, wir aber nicht länger bleiben können (aus finanziellen oder zeitlichen Gründen). Die Reise kommt uns in solchen Momenten dann wie eine Aneinanderreihung von Abschieden vor.
Ich kann noch nicht sagen, ob oder wie uns die zwei Monate verändert haben. Wir merken lediglich, dass wir mit einigen Situationen besser umgehen können. Zum Beispiel waren Reisetage anfänglich ganz schrecklich. Nachts schliefen wir schlecht, unsere Taschen zu packen dauerte ewig und irgendwann kam immer Streit auf wegen einer Lappalie. Mittlerweile sind wir schon wesentlich entspannter, wenn wir mal wieder an einem fremden Flughafen stehen ohne jegliche Ahnung, wo denn jetzt der Bus abfährt, den wir vorab recherchiert haben und wie nochmal der Wechselkurs der neuen Währung war.

Reisetempo

Einer meiner größten Lehren aus den letzten zwei Monate ist Folgende: 12 Monate Weltreise ist nicht gleich 12 Monate Urlaub. Bevor ihr jetzt genervt die Augen verdreht, weil wir ja nicht arbeiten müssen und daher irgendwie Urlaub haben, lasst mich das erklären.
Normalerweise besucht man ein fremdes Land während seines Urlaubs. Man recherchiert vorher, wo es hingehen soll, was man machen kann und legt sorgfältig (oder weniger sorgfältig) die Route und Aktivitäten fest. Dann geht’s los. Man verbringt eine tolle Zeit und kommt nach einigen Tagen oder Wochen voller Erlebnisse wieder zurück nach Hause und macht dort weiter, wo man zuvor aufgehört hatte.
Genauso bin ich bis dato auch an unsere Weltreise herangegangen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir Reiserouten auszudenken, zu recherchieren wie man schreckliche Touristenfallen umgehen kann und welcher Bus uns am sichersten und bequemsten von A nach B bringt. Und dann wurde diese – teilweise zeitlich recht knapp gestrickte – Reiseroute auch gemäß Plan durchgezogen. Schließlich wollte ich ja das Meiste aus der Reise rausholen.
Das ging auch eine ganze Weile gut so, aber irgendwann kam das Gefühl auf, dass etwas nicht stimmt. Scheinbar grundlos war ich schlecht gelaunt oder auf einmal total müde. Mittlerweile weiß ich, woran es liegt. Das Tempo, das ich die ganzen Wochen an den Tag gelegt hatte, war einfach zu hoch. Die Vorstellung, jeden Tag neue Dinge zu erleben und dann am nächsten mit dem gleichen Elan aufzustehen, um noch mehr Eindrücke in sich aufnehmen zu können, ist illusorisch. Es war schlichtweg zu viel. Aufgrund dessen werde ich bei den zukünftigen Planungen versuchen, mich nicht mehr so stark zu stressen, auch wenn wir dadurch vielleicht ein paar Sehenswürdigkeiten eines Landes auslassen müssen. Es ist wichtiger, die ausgewählten Orte mit mehr Ruhe zu erleben und nicht immer von einem Ziel zum Nächsten zu hetzen. Wird nicht leicht für mich als Plan- und Kontrollfreak, aber ich bemühe mich.

24/7-Beziehung

Vor der Reise habe ich mir oft die Frage gestellt hatte, wie es wohl sein wird, Marc 24 Stunden um mich herum zu haben (und er mich natürlich auch). Die ehrliche Antwort nach zwei Monaten ist: nicht immer einfach und nicht immer harmonisch. Es gibt eigentlich jeden Tag irgendeine Sache, weswegen wir uns kurz mal in die Haare kriegen. Sei es, wann wir endlich das Hotel verlassen, wann wir essen oder wer recht hatte, als wir an der Kreuzung links gegangen sind. Zudem lernen wir ganz neue Seiten an dem anderen kennen, da wir uns in Situationen befinden, die zuhause selten bis gar nie auftreten. Das erfordert meist große Nachsicht mit dem anderen, die wir nicht immer aufbringen können. Denn schließlich ist man selbst oftmals angespannt wegen der Reise. Aber eine Sache kann ich auch sicher sagen: ich würde es bestimmt mit niemand anderem so lange aushalten wie mit Marc.

4 Kommentare

    • Hey Sandra,

      schön zu wissen, dass es anderen genauso geht.
      Beste Grüße nach Myanmar!

  1. Das kann ich alles genauso unterschreiben! Lange Reisen liefern immer sehr spannende Einsichten, über einen selbst, die eigene Herangehensweise an Planung, Improvisation, und Stressresistenz. Und vor allem auch über die Beziehung! Freut mich wahnsinnig, dass ihr beiden das gemeinsam erlebt!

    • Hey Andi,
      so wirklich geglaubt hatte ich das Bine ja nicht, als sie meinte, dass man fast täglich über irgendetwas diskutiert. Aber ihr als Reise-Experten wusstet es besser 🙂
      Nach jetzt fast drei Monaten sehe ich allerdings auch eine gewisse Veränderung und wir probieren auch mal neue Herangehensweisen aus. Das ist wirklich total spannend, sich für solche neuen Dinge Zeit nehmen zu können.
      Liebste Grüße nach München!

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