Von der Großstadt in die Berge

Schweren Herzens verließen wir Tokio und schleppten unsere Rucksäcke durch den Regen in die U-Bahn. Von der Tokio Station nahmen wir den Zug nach Takayama in der Region Hida im Norden von Japan.

Takayama

Schon im Zug konnte ich die schöne Landschaft bewundern: kleine Orte, Berge so weit das Auge reicht und der Migawa Fluss säumten den Weg nach Takayama. Der Kontrast zur Großstadt konnte nicht größer sein.

Die Stadt Takayama ist klein und idyllisch mit gerade mal 88.520 Einwohnern und unter anderem für seine Onsen bekannt. Um diese auch nutzen zu können, hatte ich uns ein Onsen-Hotel gebucht das nur 5 Mnuten von dem kleinen Bahnhof entfernt liegt. Schon beim Betreten des Hotels wurde klar, dass man hier – falls notwendig – zum Entspannen gezwungen wird: sanfte Meditationsmusik füllte den Raum und alle Angestellten waren in einem japanischen Kimono gekleidet. Schuhe waren verboten und fast alle Gäste liefen in den vom Hotel zur Verfügung gestellten yukata (eine Art japanischer Pyjama) herum.

Wir gaben erst einmal unser Gepäck ab und schauten uns ein wenig die Stadt an. Es war Sonntag und es befanden sich relativ viele Touristen in den kleinen Gassen von Takayama. Ein Straßenfest lockte mit zahlreichen kleinen Köstlichkeiten – denen ich natürlich nicht widerstehen konnte – und einer Aufführung mit traditioneller japanischer Musik und tanzenden Drachen.

Onsen

Nach dem Abendessen im Hotel (eher mittelmäßiges Hida Beef) trauten wir uns dann in den Onsen-Bereich.

Onsen sind heiße Quellen, die in Japan zur Entspannung genutzt werden. Normalerweise gibt es immer einen getrennten Männer- und Frauenbereich, aber in unserem Hotel wurden auch sogenannte Privatonsen zur Verfügung gestellt die man dann alleine nutzen konnte.
Die Regeln bei der Nutzung sind recht streng: vor dem Onsen muss gründlich geduscht werden, dann erst darf man sich in das heiße Wasser begeben. Ein extra zur Verfügung gestelltes Tuch kann zur Abkühlung in kaltes Wasser getränkt werden, damit man es sich auf den Kopf legen kann. Aber niemals, niemals darf ein Tuch oder etwas anderes in das Onsen-Wasser kommen.

Marc und ich hielten es gerade mal 15 Minuten in dem heißen Wasser aus, dann wankten wir sehr müde zurück ins Hotelzimmer und schliefen sofort ein.

Kamikochi

Für den nächsten Tag war Wandern angesagt. Dafür hatte ich Kamikochi ausgesucht, eine Gegend noch weiter Richtung Berglandschaft mit einem Wanderweg entlang des Azusa Flusses.
Nach einer einstündigen Busfahrt kamen wir in Kamikochi an und nach einigen Gehminuten befanden wir uns mitten im Nirgendwo. Der erste Abschnitt war noch recht belebt mit vielen professionell ausgerüsteten japanischen Wanderern, die uns freundlich alle paar Meter mit konnichi wa grüßten.

Nachmittags wurden die Wanderwege etwas leerer und die Ruhe legte sich zusammen mit dem Regen über uns und die Berge. Aber unsere Regenjacken hielten uns trocken und so liefen wir gut gelaunt die kompletten 4 Stunden weiter, bis wir schließlich wieder an der Bushaltestelle ankamen. Trotz Warnschild und in Ermangelung eines Glöckchens, welches es in den Touri-Shops zu kaufen gegeben hätte, wurden wir auch nicht von einem Bären gefressen. Obwohl die Gefahr natürlich permanent mitwanderte!

Zurück im Hotel durfte der Abends-Onsen-Besuch natürlich nicht fehlen, aber den hatten wir uns nach der anstrengenden Wanderung auch verdient.

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